Interview

Fatal Underground (#26, Juni 2007)

Andabata hat ja 1997 als Einmannprojekt von Carsten angefangen - wie kams denn nun dazu, dass man sich letztendlich doch entschlossen hatte, ne richtige Band ins Leben zu rufen?
Eigentlich gibt es zwei Gründe dafür. Zum einen die erste CD. Sie ist ja noch zu Zeiten des Soloprojekts entstanden. Es kamen aber anschließend so viele positive Resonanzen, dass der Gedanke nah lag, mehr daraus zu machen und es eben nicht dabei bewenden zu lassen. Außerdem haben sehr viele Leute danach gefragt, ob man Andabata nicht irgendwann mal live zu Gesicht bekommen kann. Spätestens da war klar, dass eben eine "richtige" Band Sinn machen würde.

Auch wenn's ne beschissene Standardfrage ist, aber was zum Teufel bedeutet Andabata? Kann beim besten Willen absolut nichts finden, was irgendwie den Namen erklären würde.
Der Name Andabata kommt aus dem Lateinischen. Das war die Bezeichnung eines besonderen Gladiators, der mit einem Helm ohne Visier gekämpft hat. Also einen sogenannten "Blindkämpfer".

Wenn ich mir so eure Bandhistory reinziehe, habt ihr ja nach der Gründung der Band mit massiven Besetzungswechseln zu kämpfen (hat sich ja jährlich was verändert). Woran liegts, an der Mucke oder seid ihr Typen, die nicht ganz leicht zu nehmen sind?
Das kann man glaube ich nicht so allgemein beantworten. Wenn man in einer Band zusammen spielen will, kommen viele Aspekte zusammen. In erster Linie muss man sich menschlich gut verstehen - zumindest ist das für uns immer wichtig gewesen. Außerdem muss man sich einig sein, in was für eine Musikrichtung das ganze am Ende gehen soll. Man sollte die gleichen Ziele verfolgen und zu guter letzt natürlich auch halbwegs technisch auf einer Ebene sein. Sonst ist auf Dauer nur irgendeiner gefrustet.
Langer Rede kurzer Sinn: Die verschiedenen Besetzungswechsel hatten mit verschiedenen Dingen zu tun. Einer unserer Sänger musste die Band zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen verlassen; ein anderer ist weg gezogen. 2003 mussten wir unsere Musiker praktisch komplett "austauschen", weil wir von Zweibrücken nach Nürnberg gezogen sind - was immerhin fast 400km auseinander liegt. Es gibt natürlich auch Leute, die zwar gern in einer Band spielen, aber keine Arbeit und Zeit investieren wollen. Das kann dann leider auch nicht funktionieren, wenn man Auftritte spielen will, CDs aufnehmen will und so weiter. Von dem ein oder anderen haben wir uns sicherlich auch mal aus persönlichen Gründen getrennt, aber das kam eher selten vor. Eigentlich sind wir ganz umgängliche Menschen...

Habr ihr denn nun mittlerweile ein festes Line-Up gefunden oder seid ihr immer noch auf der Suche nach nem fähigen Sänger?
Eigentlich haben wir schon länger ein festes Line-Up, mit dem wir auch Live-Auftritte spielen. Da wir aber viel mit mehrstimmigem Gesang arbeiten wollen, suchen wir zur Zeit noch nach einem zweiten Sänger. Aber solange wir keinen finden, machen wir eben mit einem Sänger weiter.

Ist Sabine das, was man ne echte Metallerbraut nennt?
Das kommt vielleicht darauf an, wie du eine Metallerbraut definierst. Wenn das heißt schwarz angezogen rumzulaufen, am Wochenende vorwiegend auf Metal-Konzerten oder in Metal-Kneipen rumzuhängen (oder selbst Konzerte zu spielen), dann bin ich wohl eine.

Ne kurze Frage an dich Sabine! Ist es nicht schwer, sich als Mädel bei so nem Haufen hartgesottener Burschen durchzusetzen? Hat bei euch in der Band eigentlich jeder das gleiche Mitspracherecht oder habt ihr so nen Oberguru, nach dessen Pfeife ihr alle tanzen "müsst"?
Die Jungs müssen froh sein, wenn sie sich gegen mich durchsetzen können... Nein, im Ernst: In der Band haben wir sowieso alle das gleiche Mitspracherecht. Jeder kann Texte beisteuern, wenn er (oder sie) das will. Die Lieder schreiben wir auch im Proberaum zusammen. D.h. wenn irgendjemandem ein Teil nicht gefällt, schreiben wir es eben um. Abgesehen davon hatte ich noch nie Probleme damit mich zu behaupten. Wenn wir mit der Band das erste mal irgendwo hinkommen, werde ich zwar nicht immmer gleich als Musiker wahrgenommen, aber spätestens wenn ich meinen Bass in der Hand habe, dürfte jedem klar sein, dass ich nicht nur ein Band-Groupie bin.

Mit "Bloody Screams" habt ihr ja nun bereits euere dritte Veröffentlichung am Start. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, vor eurem aktuellen Silberling echt noch nichts von euch gehört zu haben. Was waren denn das für andere Sachen die ihr unter die hungrige Metallermeute gebracht habe?
Unser erstes Album "The Door To The Other Side" ist 1998 erschienen und wurde komplett von Carsten eingespielt - hab ich ja vorhin schon erwähnt. Sie ist eine Mischung aus Thrash- und Death-Metal, wobei die Thrash-Anteile ziemlich gering ausgefallen sind. Aber auch dieses Album wurde schon so eingespielt, dass es mit der heutigen Bandbesetzung umsetzbar ist. D.h. in der Besetzung Drums, zwei Bässe und drei Sänger. Die zweite CD "Never Ending War" haben wir 2002 veröffentlicht. Auf ihr ist von den Thrash-Parts eigentlich nichts mehr zu hören. Stattdessen haben wir zum vorwiegenden Death-Metal-Stil einige Doom-Passagen beigefügt. Auf dieser CD arbeiten wir sogar mit vier verschiedenen Sängern, da neben den zwei "Hauptsängern" auch der Basser und Drummer mitgesungen haben.

Wie liefs denn mit dem "Absatz" eurer bisherigen Veröffentlichungen und waren die Reaktionen einigermaßen zufrieden stellend?
Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Unser erstes Album ist mittlerweile fast ausverkauft, wovon einige sogar nach Griechenland verkauft wurden. Da der "Vertrieb" bisher leider fast nur über unsere Homepage und auf unseren Konzerten stattfindet, könnten die Zahlen natürlich besser sein. Auch von den letzten zwei Alben haben wir schon einige verkauft und danach auch immer gute Reaktionen erhalten. Musik ist aber immer Geschmacksache und deshalb haben wir natürlich auch schon einige Kritik einstecken müssen.

Musikalisch habt ihr euch in den Jahren wohl doch ganz schön verändert. Klärt mal die Leutchen auf, in wieweit sich da eure Veröffentlichungen unterscheiden und was man auf "Bloody Screams" zu erwarten hat. Gibt's da irgendwelche Bands, mit denen ihr euch heutzutage vergleichen würdet?
Auch wenn wir uns in den Jahren etwas verändert haben, ist unser Grundstil immmer noch Death-Metal. Der leichte Wandel in der Musik kommt mit Sicherheit auch von den Besetzungswechseln, da jeder neue Musiker ja auch seinen Musikgeschmack mit in die Musik einfließen lässt. Auf dem neuen Album "Bloody Screams" sind wir wesentlich schneller und härter geworden als auf den vorherigen Werken. Außerdem sind unsere Lieder auch technisch anspruchsvoller geworden. Vielleicht kann man es grob als einen kleinen Schritt Richtung Cannibal Corpse, Suffocation oder Deicide bezeichnen. Das gilt naürlich auch für die Songs die wir seit dem geschrieben haben; dort ist es eigentlich sogar noch deutlicher zu hören.

Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber euer Cover wirkt eher etwas einfach gestrickt. Die Idee ist ja sicherlich voll top, aber an der Umsetzung hat's wohl doch etwas gehapert. Habr ihr denn niemanden gefunden, der es in Sachen Zeichnen echt drauf hat?
Das mit den CD-Covern ist eben immmer Geschmacksache. Uns selbst gefällt es immer noch sehr gut und wir haben auch schon von anderen durchaus positive Kritik dau bekommen. Auf dem vorherigen Album - "Never Ending War" - hatten wir als Cover ein Schachbrett, als Symbol für den Kampf zwischen Gut und Böse, was das Thema des Albums war. Das war vielen Leuten nicht Metal genug. Auf der anderen Seite bekommen wir jetzt - obwohl das Cover deutlicher als Metal-Cover zu erkennen ist - auch negative Kritiken. Kurz gesagt: Man kann es nie allen Recht machen. Aber das wollen wir ja gar nicht. Uns gefällt's und es sollte sowieso hauptsächlich auf die Musik ankommen.

Ich denke doch mal, dass ihr bisher all eure Veröffentlichungen aus der eigenen Tasche finanziert habt, oder gibt's Sponsoren? Muss doch ganz schön ins Geld gehen, alles selbst zu löhnen, oder?
Wir finanzieren immer noch alles selbst. Aber wenn du einen Sponsor für uns weißt, nehmen wir ihn gerne... Bisher konnten wir die CD's aus den Einnahmen der vorherigen CD-Verkäufe und von den Konzerten bezahlen. Einen großen Gewinn haben wir so natürlich bisher nicht gemacht, aber es hält zumindest die zusätzlichen Ausgaben in Grenzen.

Ein paar Konzerte habt ihr ja nun auch schon abgerissen. Gab's mal so einen richtig beschissenen Gig, den ihr am liebsten aus eurem Gedächtnis streichen würdet?
Aus dem Gedächtnis streichen will ich eigentlich keinen. Es gibt immer mal gute und weniger gute und mit Sicherheit auch den ein oder anderen beschissenen. Aber man kann ja aus allem, was nicht so gut läuft, lernen und es das nächste Mal versuchen besser zu machen. Außerdem kann man im Nachhinein über die schlechten Gigs selbst auch lachen.

Was sind denn so eure Ziele, die ihr noch mit Andabata erreichen wollt?
Das sind wohl die gleichen, wie sie die meisten Bands haben. Wir wollen so viele Konzerte spielen wie mgölich. Wir wollen noch mehr neue Songs schreiben, um dann irgendwann das nächste Album in Angriff zu nehmen. Fünf davon sind ja im Moment sogar schon fertig. Wenn's so weiter läuft, könnte es gut sein, dass wir nächstes Jahr schon mit dem vierten Album beginnen können. Natürlich hätten wir auch nichts dagegen, bei einem Label oder einem Vertrieb unterzukomen. Aber da die Band für alle Musiker in erster Linie Hobby und Spaß ist, spielt das nicht so eine große Rolle.

Andabata und Entera haben ja nun die selbe Adresse - welche Zusammenhänge gibt's denn da zwischen beiden Bands und inwieweit unterscheiden sie sich?
Der einzige Zusammenhang ist eigntlich, dass Carsten in beiden Bands mitspielt. Musikalische Gemeinsamkeiten sind überhaupt keine vorhanden. Entera spielen Old-School-Thrash wie Annihilator und haben außerdem eine klassische Trio-Besetzung.

Ich denke mal, das wir langsam mal zum Schluss kommen sollten. Es wird höchste Zeit, dass ihr den Leuten eure aktuelle Scheibe "Bloody Screams" mal so richtig schmackhaft machen solltet.
Andabata sind die wahrscheinlich einzige Death-Metal-Band, die mit zwei Bässen und komplett ohne Gitarre spielt. Jeder der noch nie gehört hat, weil geil ein verzerrter Bass klingen kann, sollte sich das Album also auf keinen Fall entgehen lassen.

Leo